

Staycation: Vom Festival zur Vereinsgründung
Gastbeitrag von Staycation:
Das Staycation ist ein Kulturfestival, welches 2021 zum ersten Mal stattfand und sich aus dem „Morgens Mittags Abends Festival“ 2019 entwickelte. Eines der Ziele war es, die einzelnen lokalen Kulturszenen Paderborns zu verknüpfen und nach der Pandemie Kulturschaffenden eine Bühne zu bieten, sowie ein lang wartendes Publikum zu erreichen. Gleichzeitig sollten junge Menschen an Kultur herangeführt werden, welche sonst kaum oder gar kein Bezug zu kulturellen Angeboten finden.
Das Staycation-Festival verfolgte dabei auch schon von Anfang an einen alternativeren Ansatz: gefördert durch das Kulturamt Paderborn, der LAG Kunst und Medien und dem Fonds Soziokultur erhielten wir die Möglichkeit, als junge Erwachsene ein Kulturfestival zu veranstalten, welches nicht primär auf eigenes Veranstaltungswissen und Ticketing-Einnahmen angewiesen war. Die Planung erfolgte mit Hilfe einer Generationenpartizipation: Das Kulturamt Paderborn und die LAG Kunst und Medien standen der Leitung unterstützend zur Seite, während diese ein Team anleitete, welches in der Größe immer wieder variierte, sich jedoch auf 12 Personen einpendelte. Aufgrund der Covid-19-Pandemie begannen die Planungen im Februar 2021 mitten im Lockdown und waren dadurch auf Online-Treffen beschränkt. Bis sich das Team im Sommer 2021 zum ersten Mal im echten Leben gesehen und kennengelernt hat, plante das komplette Team ausschließlich online. Dennoch ist der Gruppenzusammenhalt innerhalb des Planungsteams von Woche zu Woche gewachsen.
Im August konnten wir so, trotz einiger pandemiebedingter Einschränkungen, ein wundervolles Festival veranstalten und feiern. Angeknüpft an eine Workshopwoche mit Kursen zu den Themen Hip-Hop-Tanz, Modedesign, Poetry Slam, Fotografie und Lampendesign fanden ein Nachtflohmarkt und ein Festivalwochenende statt, bei dem alle Workshopergebnisse präsentiert wurden. Durch die Kooperation mit einem queeren Jugendtreff sowie einer assyrischen Einrichtung unterstützte man so Jugendliche und junge Erwachsene, die normalerweise erschwerten Zugang zu Kultur haben. Das Festival war ein voller Erfolg und verfolgte Ansätze wie lokal, jung, nachhaltig und szeneübergreifend zu sein. U.a. dank Ticketree war es uns möglich, auch unser Festivalticketing nachhaltig zu gestalten und mit Hilfe der Baumgebühr einen weiteren Teil für die Umwelt zu leisten.
Im Januar 2022 gründete sich der Verein Staycation e.V. mit dem Ziel, sich weiter zu professionalisieren und die Vernetzung sowie Erreichbarkeit unterschiedlicher Kulturbereiche weiter voranzutreiben. Dabei organisiert der Verein Workshops und Veranstaltungen und setzt sich weiter dafür ein, dass auch Menschen, die keine Kontaktmöglichkeiten zu Kultur besitzen, miteinbezogen werden. Diversität und Inklusion stehen dabei an erster Stelle und auch die Kulturschaffenden in Paderborn sollen näher zusammenrücken, gemeinsam arbeiten und weiter Zuwachs bekommen.
Festivals als Verein zu organisieren, eröffnet uns viele Möglichkeiten, die man als Privatperson sonst nicht wahrnehmen kann: Beispielsweise vereinfacht es einem das Stellen von Förderanträgen und auch das Sammeln von Spenden, wodurch man als Veranstalter nicht mehr allein auf Einnahmen durch Eintrittskarten, Merch etc. angewiesen ist. Gleichzeitig mussten wir aber auch bedenken, dass man nie eine Garantie auf Förderanträge hat und diese immer an ein bestimmtes Projekt sowie einen bestimmten Zeitraum geknüpft sind. So darf eine Projektplanung beispielsweise nicht vor der Bewilligung eines Förderantrages begonnen werden. Auch erfordern Förderanträge einen Kosten-/ Finanzierungsplan und oftmals auch einen Abschlussbericht. Dabei müssen erst einmal Fördermöglichkeiten gefunden werden, die zu dem Verein und dessen Vorhaben passen, was einen viel Zeit für Recherche kostet.
Ein weiterer äußerst wichtiger Punkt ist die Bürokratie: zur Vereinsgründung benötigten wir mindestens 7 Personen und auch eine Satzung, die durch das Amtsgericht abgesegnet werden muss. Daneben müssen der Verein und die Vereinspolitik mit Sitzungen und Protokollen gepflegt werden. Ebenfalls mussten wir Positionen wie den Vorstand und den / die Schatzmeister*in besetzen, die wiederum weitere Aufgaben über die Veranstaltungsplanung hinaus mit sich bringen. Der allerwichtigste Punkt ist jedoch, dass ein Verein nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet sein darf.
Alles in allem gilt es für alle Veranstalter abzuwägen, welche Geschäftsform für sie die richtige ist. Die Vereinsgründung bietet aber viele Vorteile, die nicht zu vernachlässigen sind und war für uns die beste Option, um unsere Veranstaltungen kostengünstig anbieten zu können und die lokale Kultur und vor allem die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu integrieren und fördern.