

Festivals schaden der Umwelt, und die Umwelt schadet den Festivals
Ein Beitrag von Vanessa Pohl
Festivals sind Orte der Freude, der Musik, des Tanzes und der Gemeinschaft. Menschen strömen aus den unterschiedlichsten Städten zusammen, um gemeinsam unvergessliche Erlebnisse zu schaffen. Doch manchmal erinnert uns die Natur daran, wie zerbrechlich diese aufregende Welt sein kann.
Die Schattenseiten der Festivals: Umweltbelastungen
Jeder von uns kennt wahrscheinlich die Vorher-Nachher-Bilder von Festivals. Während des Festivals ist eine große Masse an Konzertbesucher*innen mit meist strahlenden Gesichtern zu sehen. Am Tag danach ist ein Großteil des Geländes von vom Wind zerfetzten Pavillons und Zelten, Zigarettenstummeln und Verpackungsresten bedeckt. Die folgenden Beispiele sind eine kleine Auswahl aus einer Vielzahl von potentiellen umweltschädlichen Faktoren:
- Energieverbrauch und CO2-Emissionen: Die gigantischen Bühnen, Lichtshows oder die Klimatisierung benötigen große Mengen an Energie, oft aus nicht erneuerbaren Quellen. Außerdem sorgen Massenveranstaltungen für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, das zu Staus, Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen führt.
- Abfallproduktion: Festivals erfordern große Mengen an Einweggeschirr, Plastikflaschen und anderen Abfällen. Wenn diese nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, können sie die Umwelt verschmutzen und die Tierwelt gefährden.
- Wasserressourcen: Die Versorgung von Besucher*innen mit Wasser und sanitären Einrichtungen stellt eine Belastung für lokale Wasserressourcen dar. Unzureichendes Wassermanagement kann zu Wasserknappheitführen.
Der Rückkopplungseffekt: Umweltauswirkungen auf Festivals
Großveranstaltungen sind umweltbelastend. Klimaverhältnisse belasten Festivals wiederum stark. Extreme Wetterbedingungen wie Hitzewellen, Stürme oder Starkregenereignisse können Outdoor-Events gefährden. Das Wetter ist also ein unschätzbarer Faktor, der die Planung und Durchführung von Festivals maßgeblich beeinflussen kann.
„So einen verregneten Sommer hatten wir noch nie!“
Dauerregen im August. Wacken 2023. 85.000 Besucher wurden für das weltweit größte Heavy-Metal-Festival erwartet. Das Festivalgelände versank allmählich im Schlamm. Wie viele es bis zum Einlassstopp tatsächlich aufs Gelände geschafft haben, war zunächst unklar. Auch beim Juicy Beats Festival im Westfalenpark musste das Gelände wegen einer Unwetterwarnung vorzeitig geräumt werden.
Und wenn es nicht am Dauerregen liegt, dann erschwerten in den vergangenen Sommern langanhaltende trockene Hitzeperioden die Festivalzeit. Daran hätten wir uns laut dem Meteorologen Jürgen Vogt ziemlich schnell gewöhnt. In Wirklichkeit erlebten die Deutschen zurzeit lediglich einen kühleren August, als wir ihn aus den vergangenen Jahren gewöhnt seien. Deshalb seien Wetter und Klima nichts, was man so einfach gleichsetzen könne. Fakt sei, dass weltweit im Juli die bisher wärmsten Durchschnittstemperaturen seit dem Beginn der Aufzeichnungen gemessen wurden. Auch in Deutschland steigen die Durchschnittstemperaturen seit Jahren.
Sollen wir Festivals und Konzerte also aus Umweltgründen nicht mehr planen?
Katrin Wipper und Sarah Lüngen von der Nachhaltigkeitsberatung für Konzerte „The Changency“ sind der Auffassung, dass keine Konzerte und Festivals stattfinden zu lassen auch keine Lösung sei. Denn allein unsere bloße Existenz verursache CO2, und es sei außerdem keine schöne Vorstellung, nur noch in der eigenen Wohnung zu sitzen. Außerdem betonen die beiden, dass Musikveranstaltungen eine Art Superkraft haben, viele Menschen zu erreichen und auf den Weg mitzunehmen hin zu einer nachhaltigeren Welt.
Die Mobilität ist der Teil eines Festivals oder Konzertes, der am meisten CO2 verursacht. Das umfasst vor allem die Anreise der Besuchenden und die Logistik hinter der Bühne. So können Veranstalter*innen Festivalbesuchende beispielsweise gezielt darauf hinweisen, wenn möglich mit dem Rad oder der Bahn anzureisen. Außerdem können Veranstalter*innen laut Lüngen und Wipper Events auf verschiedenen Wiesen nachhaltiger gestalten. Je nach Veranstaltungsgröße können unter anderem bewachte Parkplätze für Fahrräder, Taschenascher (damit keine Zigaretten auf den Boden geworfen werden) oder ein vegetarisches Essensangebot mögliche Ideen für eine umweltschonendere Planung sein.
Fazit
Festivals und Umweltschutz sind miteinander verwoben und beeinflussen sich gegenseitig auf komplexe Weise. Die Umwelt kann Festivals auf unvorhersehbare Weise treffen, oft mit Konsequenzen, die über die Kontrolle der Veranstaltenden hinausgeht. Doch durch bewusstes Handeln und die Integration nachhaltiger Praktiken können Festivals zu positiven Veränderungen beitragen. Daher ist es sowohl Aufgabe der Veranstaltenden als auch der Besuchenden die Magie von Festivals durch den Schutz unserer Umwelt zu bewahren.
Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/wacken-2023-ein-festival-versinkt-im-schlamm-19075183.html
https://www1.wdr.de/nachrichten/wetter-august-regen-wintereinbruch-festival-100.html