

Allein auf's Konzert – Aber ist man da eigentlich wirklich so allein?
Ein Beitrag von Carolin Lyskawa
Der Gedanke daran allein auf ein Konzert zu gehen kann im ersten Moment ziemlich befremdlich oder sogar beängstigend wirken. Im Alltag kommt es natürlich öfters mal vor, dass wir etwas allein erledigen. Aber allein auf eine Veranstaltung gehen, egal ob Comedy, Lesung oder Konzert? Auf die Idee würden die meisten wahrscheinlich eher nicht kommen. Das macht man dann doch lieber in Begleitung, denn das scheint schließlich auch die gängige gesellschaftliche Praxis zu sein. Wenn überhaupt allein, dann bitte nur, wenn es wirklich gar nicht anders geht.
Doch was spricht denn eigentlich dagegen?
- Du bist auf dich allein gestellt
Bei der Planung deines Solo-Veranstaltungsbesuchs nimmt dir niemand deine Entscheidungen ab. Das fängt schon beim Ticketkauf an und betrifft auch noch weitere Fragen, zum Beispiel: Wie kommst du am besten zur Location und wieder zurück nach Hause? Was musst du gegebenenfalls noch mitnehmen oder beachten? Es ist nicht immer einfach den Überblick zu behalten und an alles Wichtige zu denken, aber mit etwas Organisationstalent und ein bisschen Selbstvertrauen ist die Planung auch allein gut zu bewältigen. Und nur, weil du allein zu dem Konzert gehst, heißt das nicht, dass du dort tatsächlich auch allein bist. Wenn du Hilfe benötigst, werden dir andere Konzertbesucher*innen oder das Personal vor Ort mit Sicherheit gerne weiterhelfen.
- Du könntest dich unwohl fühlen
Mein erstes Solo-Konzert war nicht gut. Also das Konzert an sich war schon gut und ich habe es nie bereut, dass ich da war. Ich habe mich dort nur nicht wirklich wohlgefühlt. Zum Glück war das damals nicht mein erstes Konzert und ich wusste dementsprechend, was mich ungefähr erwartet. Allerdings habe ich mir viel zu viele Gedanken darüber gemacht, was die anderen Menschen über mich denken. Wie ich schnell festgestellt habe, sind diese jedoch so sehr mit sich selbst (und ihren Begleitungen) beschäftigt, dass sie sich gar nicht wirklich für mich interessieren.
Ein klassischer Fall des Spotlight-Effekts: Wir überschätzen die Aufmerksamkeit, die uns von unserem Umfeld geschenkt wird. Insbesondere dann, wenn wir etwas tun, was wir selbst für ungewöhnlich halten – zum Beispiel allein auf ein Konzert zu gehen.
Spätestens, wenn das Konzert beginnt, ist es aber wirklich vollkommen egal, ob du allein dort bist oder mit all deinen Freund*innen.
- Du kannst das Erlebte mit niemandem teilen
Das mag dir im ersten Moment vielleicht so vorkommen, aber so ganz stimmt es dann doch nicht. Immerhin sind noch genug andere Leute vor Ort, die alle aus dem gleichen Grund da sind wie du und mit denen du sicher leicht ins Gespräch kommen kannst, wenn du das möchtest. Und wenn du das nicht möchtest, ist das auch vollkommen in Ordnung. Es ist vielleicht nicht dasselbe, aber deiner Familie oder deinen Freund*innen kannst du auch noch im Nachhinein von der Veranstaltung erzählen. Oder du teilst dein Erlebnis einfach mal nicht und behältst es für dich selbst in guter Erinnerung.
Warum du dich trotzdem trauen solltest
- Du verpasst nichts
Das Wichtigste zuerst: Du verpasst deine Veranstaltung nicht. Ich würde mich viel zu sehr über mich selbst ärgern, wenn ich von einem coolen Konzert erfahre, aber dann nicht hingehe und stattdessen zuhause rumsitze. Und das nur, weil ich keine Begleitung finde. Es kann ja mal vorkommen, dass deine Freund*innen keine Zeit oder keine Lust haben, dich zu begleiten. Aber das sollte für dich doch eigentlich kein Grund sein nicht dorthin zu gehen, oder?
- Du sparst dir Zeit und Nerven bei Absprachen
Bestimmt hat nicht jede*r Freund*innen, die gefühlt Ewigkeiten brauchen, um sich zu entscheiden, ob sie dich auf eine Veranstaltung begleiten können oder wollen. Wenn du jedoch genau solche Freund*innen hast, dann kann ich dir sagen: Manchmal lohnt sich das Warten nicht. Im schlimmsten Fall ist deine Veranstaltung nämlich schon ausverkauft, bis deine Freund*innen soweit sind. Ich spreche da leider aus Erfahrung. Wenn du allein bist kannst du außerdem vollkommen frei entscheiden, wann du kommst und gehst oder wo du zum Beispiel sitzen oder stehen möchtest. Also kauf dir ein Ticket, bevor es zu spät ist. Vielleicht findet sich im Nachhinein auch noch jemand, der dich begleitet.
- Du tust etwas für dich selbst
Anderen Leuten machen wir ständig Geschenke. Nicht nur zum Geburtstag oder an Weihnachten. Deinen Liebsten schenkst du auch deine Zeit, deine Aufmerksamkeit und deine Liebe – aber was ist mit dir? Mach dir selbst doch auch mal ein Geschenk und verbringe deine Zeit mit etwas, das dir wirklich Freude macht. Wenn du eine Veranstaltung allein besuchst, wirst du sie wahrscheinlich ganz anders wahrnehmen als in Begleitung. Niemand wird dich ablenken, du musst auf niemanden achten und kannst einfach den Moment genießen. Die eigene Komfortzone zu verlassen kostet Überwindung, aber es lohnt sich, denn du wirst dadurch garantiert glücklicher und selbstbewusster werden.
Auch wenn ich es schon öfters gemacht habe und ich mir jedes Mal noch ein bisschen weniger Gedanken darüber mache, gehe ich nach wie vor lieber in Begleitung auf Konzerte. Doch ich habe mir vorgenommen, dass ich mich nicht mehr so abhängig von anderen Menschen machen möchte – vor allem nicht bei den Dingen, die mir wirklich wichtig sind. Genau deswegen gehe ich dann ausnahmsweise lieber allein auf ein Konzert, als gar nicht.
Vielleicht konnte dich der Beitrag ja dazu ermutigen, über deinen Schatten zu springen und auch mal allein auf eine Veranstaltung zu gehen. Es ist wirklich nicht so schlimm, versprochen.

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